Subjekte

Menschen können nur als Menschen sein, indem sie einander Subjekte sind.

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Psychogenese

Die zunehmende Differenzierung der biotischen Phase macht die Herausbildung neuer Tätigkeitsformen erforderlich. Die direkte Tätigkeit erfordert eine neue Form der Steuerung der Bewegung, die vom nun erforderlichen Nervensystem erfüllt wird.
Die Funktion des Nervensystems besteht in der Steuerung aller anderen Funktionen des Vielzellers. Diese Funktion verleiht dem Nervensystem eine herausgehobene Stellung gegenüber allen anderen Organen. Ich bezeichne diese Funktion des Nervensystems als „Psyche“. In der Psyche repräsentiert das Nervensystem nicht nur wie alle anderen Organe das Gesamtsubjekt in seiner spezifischen Funktion, seine spezifische Funktion ist die Repräsentation. In Bezug auf das Gesamtsubjekt ist die Funktion der Psyche also dessen selbstreferenzielle Repräsentation. In der Psyche referenziert sich das Gesamtsubjekt selbst. Insofern ist die Psyche keine Funktion wie alle anderen auch, sondern eine ausgezeichnete Funktion, welche von den Funktionen aller anderen Teilsubjekte kategorial zu unterscheiden ist. Sie referenziert das Gesamtsubjekt gegenüber den anderen Teilsubjekten.
Mit dem Begriff der selbstreferenziellen Repräsentation kann auch der behavioristische Reflexbegriff überwunden werden.
Mit der Herausbildung der Operation und deren Steuerung entstehen Nervenzellen mit neuen Funktionen. Diese dienen der Anpassung der Tätigkeit an Gegebenheiten der Umwelt durch Einbeziehung von Gegenstandssignalen in die Steuerung. In dieser Funktion verlieren die Nervenzellen ihre herausgehobene Funktion als selbstreferenzielle Referenten des Subjekts. Sie werden wieder zu Funktionen wie alle anderen Funktionen auch. Es sind also referenzielle psychische Funktionen und die selbstreferenziellen Funktionen des Nervensystems als Psyche i.e.S., zu unterscheiden. Zu den referenziellen psychischen Funktionen gehört beispielsweise die Erzeugung psychischer Abbilder. (mehr >>)
Diese terminologischen Festsetzungen ermöglichen die präzise Unterscheidung des lebenden Subjekts von der Psyche als Repräsentant dieses Systems. ‑ Nicht das Gehirn fühlt, denkt und entscheidet, sondern das Subjekt fühlt, denkt und entscheidet mittels seines Gehirns.

 




 

Weiterführende Links:
Kapitel als pdf-Datei: Theoretische Anthropologie Kapitel 4.pdf

Weiterführende Literatur:
 

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© Dr. G. Litsche 2006
Letzte Bearbeitung: 14.07.2012