Subjekte

Menschen können nur als Menschen sein, indem sie einander Subjekte sind.

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Teilprojekt Systeme
Einführung

Als „Systeme“ werden gewöhnlich als Entitäten bestimmt, die aus verschiedenen miteinander zusammen wirkenden Entitäten, den „Teilen“, zusammengesetzt sind. Gemeint werden aber meist nur lebende oder soziale Systeme, wie man leicht aus der Analyse der Autoren erkennen kann, auf die sich die Darstellung der allgemeinen Prinzipien beruft. Hier werden aktuell überwiegend Maturana und Luhmann genannt. Die Arbeiten Bertalanffy´s, des Begründers der allgemeinen Systemtheorie, der sich mit offenen chemischen Systemen befasste, werden wie die anderer früher Autoren höchstens noch als Alibi genannt.
Von einer „allgemeinen Systemtheorie“ wird erwartet, dass sie klärt, welche Eigenschaften allen Systemen gemein sind. Diese Fragestellung impliziert die Antwort: Allen Systemen ist gemeinsam, dass sie aus zusammenwirkenden Teilen bestehen. Alles, was darüber hinausgeht, sind Eigenschaften, die nicht mehr allen Systemen, sondern nur jeweils einigen von ihnen zukommen. Diese aber sind per definitionem aus dem Untersuchungsgegenstand der allgemeinen Systemtheorie ausgeschlossen.
Die Teile fungieren in der allgemeinen Systemtheorie nur als gleiche Teile, Elemente, auch wenn von ihnen behauptet wird, sie seien unterschiedlich, denn von den Unterschieden wird nur gesagt, dass es sie gibt, sie werden aber nicht untersucht. Die Unterschiede werden nur in den unterschiedlichen Beziehungen (Relationen) gesehen, welche die „an sich“ gleichen Elemente eingehen.
Das hat zur Folge, dass die verschiedenen Gegenstände, die mit einer systemtheoretischen Fragestellung untersucht werden, auch die gleichen Eigenschaften zeigen. Das wird verschärft, wenn das bei der Untersuchung eines Gegenstandes entwickelte begriffliche und terminologische Instrumentarium bei der Untersuchung eines anderen Gegenstandes benutzt wird. Gerade dieses Verfahren ist bei der Migration des systemtheoretischen Vokabulars weithin zu beobachten. Termini einer anderen Wissenschaft werden zur Bezeichnung der jeweils eigenen Sachverhalte benutzt. So entstehen Formulierungen wie „Die „Gesellschaft als Organismus“, das „Lebewesen als Regelsystem“ usw.
Die so festgestellte Analogie zwischen Systemen wird in „reiner“ Form in mathematischen Gleichungen dargestellt. Das ließ die Frage entstehen, ob diese Analogien nicht darauf zurückgeführt werden könnte, dass es sich bei diesen Zusammenhängen nicht um physikalische, biologische oder soziologische Gesetzmäßigkeiten handelt, sondern um allgemeine Gesetze von Systemen schlechthin. Die Wissenschaft von solchen allgemeinen Gesetzen wurde zuerst von Bertalanffy (1938) als „allgemeine Systemtheorie“ bezeichnet.
Ohne die Berechtigung dieser Schlussfolgerungen zu erörtern muss wohl festgestellt werden, dass sich eine allgemeine Systemtheorie nicht auf diese eingeschränkte Sichtweise beschränken sollte und auch die Frage nach der Verschiedenartigkeit von Systemen bearbeiten sollte.
Dann können die Teile nicht mehr als gleichartige Elemente abgebildet werden, sondern als unterschiedliche „funktionelle Komponenten“. Systeme mit unterschiedlichen funktionellen Komponenten besitzen auch unterschiedliche Eigenschaften. Systeme mit den gleichen funktionellen Komponenten bilden Klassen von Systemen, deren Elemente Systeme sind. Alle Systeme einer Klasse sind von gleichem Typ. Die theoretische Bearbeitung solcher Typen und Klassen erfordert eine Terminologie, mit denen die verschiedenen Klassen von Systemen und Komponenten bezeichnet werden. Erforderlich ist also eine allgemeine Taxonomie der Systeme.
In diesem Teilprojekt werden nach der Methode des Aufsteigens vom Abstrakten verschiedene Typen von Systemen konstruiert und auf ihre spezifischen Eigenschaften untersucht. Dabei wird auch eine spezifische Terminologie vorgeschlagen.
Dieses Vorgehen ist auch ein Weg, die ahistorische Betrachtungsweise der allgemeinen Systemtheorie zu überwinden, indem gezeigt wird, wie unterschiedliche Typen von Systemen so auseinander entwickelt werden können, dass das jeweils folgende das vorausgehende als notwendige Stufe der Entwicklung voraussetzt und enthält. Dieses Vorgehen enthält also auch eine allgemeine Chorologie der Systeme. Taxonomie und Chorologie der Systeme sollten als Disziplinen der Systemtheorie etabliert werden.
Fragen dieser Art werden im Komplex "Systemtheorie" erörtert.

 

 

Appendix:
Bertalanffy beschrieb Lebewesen als offene Systeme.
Die Technikwissenschaften untersuchten Werkzeuge als technische Systeme.
Prigogine beschrieb physikalische Entitäten und Lebewesen als komplexe Systeme.
Wiener analysierte Lebewesen und Maschinen als kybernetische Systeme.
Shannon beschrieb die Kommunikation als informationelles System.
Maturana beschrieb Lebewesen als selbst organisierende, autopoietische Systeme
Parsons und Luhmann beschrieben schließlich Gesellschaften als soziale Systeme.

 

 

 

 

Weiterführende Links:
 

Weiterführende Literatur:
Beier, Walter; Lauerbach, Robert; Bertalanffy, Ludwig von (1977): Biophysik des Fließgleichgewichts, Akademie-Verlag, Berlin.
Dieckmann, Johann (2005): Einführung in die Systemtheorie, Wilhelm Fink Verlag GmbH & Co. KG, München.
Gloy, Karen (1995): Die Geschichte des wissenschaftlichen Denkens, C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München.
Greniewski, Henryk; Kempisty, Maria (1966): Kybernetische Systemtheorie ohne Mathematik, 1, MMV Medizin Verlag GmbH.
Krieger, David J. (1996): Einführung in die alllgemeine Systemtheorie, Wilhelm Fink Verlag GmbH & Co. KG, München.
Maturana, Humberto R.; Varela, Francisco J. (1987): Der Baum der Erkenntnis, Scherz Verlag, Bern, München, Wien.
Rapoport, Anatol (1992): Allgemeine Systemtheorie, Verlag Darmstädter Blätter, Darmstadt.
Unbehauen, Rolf (1969): Systemtheorie, Akademie-Verlag, Berlin.
Wiener, Norbert (1968): Kybernetik, rororo.

© Dr. G. Litsche 2006
Letzte Bearbeitung: 14.07.2012