Referenz und referenzieren
Der Ausdruck „Referenz“ wurde als
Terminus der Sprachwissenschaften aus dem Französischen übernommen. Mit
„Referenz“ wird die Relation zwischen einem sprachlichen Ausdruck und dem
Gegenstand verstanden, auf den der Ausdruck sich bezieht bzw. den er
bezeichnet, den „Referenten“. Er wird nicht einheitlich verwendet
bezeichnet sowohl innersprachliche Beziehungen als auch Beziehungen
zwischen sprachlichen und außersprachlichen Entitäten.
Im Satz:
„Georg ist zu Hause, er arbeitet.“ bezeichnet „Georg“ eine
außersprachliche Entität, „er“ bezieht sich auf eine andere sprachliche
Entität. In den Sprachwissenschaften wird diese Beziehung als „referieren“
bezeichnet: „Er“ referiert (oder referiert auf) „Georg“.
Darauf basierend wird der Terminus auch zur Bezeichnung von Beziehungen im
IT- Bereich verwendet. Im Unterschied zu den Sprachwissenschaften wird
hier das Verb „referenzieren“ gebildet. So referenziert eine Variable
Objekte, Klassen oder Instanzen.
An diese Verwendung ist die Verwendung des Terminus Referenz in
systemtheortischen Kontext angelehnt. Die Funktion ist eine Beziehung
zwischen einer Komponente eines Systems und dem System. Ihre Kennzeichnung
als „referenzielle Beziehung“ besagt, das jede funktionelle Komponente in
ihrer Funktion das System als Ganzes vertritt, es referenziert.
Der Satz „Die Hand referenziert den Menschen“ drückt aus, dass nicht die
Hand greift, sondern der Mensch greift mit der Hand. Das Gesamtsystem ist
also die Gesamtheit der Referenzen seiner Komponenten.
Von besonderer Bedeutung wird dies, wenn das System ein Subjekt ist. Als
dieses ist es selbst als eine spezifische Beziehung zu seiner Umwelt
definiert, durch deren Realisierung es sich in einem thermodynamischen
Ungleichgewicht erhält. Das Subjekt ist nicht das substanzielle Gebilde im
thermodynamischen Ungleichgewicht, sondern die Art und Weise der
Selbsterhaltung seines Ungleichgewichts, seines Seins. Das
Sein bestimmt, mit welchen funktionellen Komponenten das
System ausgestattet sein muss, die das Subjekt referenzieren. Nicht die
Komponenten erhalten das Subjekt, das Subjekt erhält sich mittels seiner
Komponenten.
Zellen sind Subjekte erster Ordnung. Sie stehen mit den Gegenständen ihrer
Umwelt unmittelbar in Beziehung. Deren natürliche Eigenschaften werden von
der Zelle autonom als Signale der Gegenstände interpretiert und dienen der
Steuerung ihrer Tätigkeit über Steuerung der Funktionen der einzelnen
Komponenten. Das Subjekt steuert, die Komponenten werden gesteuert. So
referenziert jede Komponente das Subjekt. Das Subjekt selbst referenziert
nichts, es ist.
Der vielzellige Organismus kann nur als Gesamtsubjekt sein.
Das geschieht, indem die ihn bildenden Zellen als Teilsubjekte zu
funktionellen Komponenten des Gesamtsubjekts werden. Das vielzellige
Subjekt ist also ein Subjekt von Subjekten, ein Subjekt zweiter Ordnung.
Dieser Umstand wird in der Biologie gewöhnlich übersehen. Folglich wird
die Beziehung des Gesamtsubjekts zu den Teilsubjekten als der Beziehung
äquivalent aufgefasst, die zwischen der Zelle und ihren Komponenten
besteht. Dadurch aber wird die Zelle ihrer Autonomie als Subjekt beraubt.
Dadurch kann auch der Vielzeller nicht adäquat als Subjekt erfasst werden.
Das aber hat aber u. a. die fatale Folge, das die Beziehung der
Nervenzellen zu den anderen Zellen des Vielzellers nicht als Beziehung
zwischen autonomen Subjekten verstanden werden kann. Das aber ist die
Voraussetzung für einen naturwissenschaftlichen Begriff der Psyche.
Mit der Verwendung des Ausdrucks „Referenz“ wird auch eine Richtung
ausgedrückt, die Richtung von der Komponente zum Subjekt. Das
Gesamtsubjekt entsteht als Leistung der Teilsubjekte, die sich selbst als
Teilsubjekte steuern und so das Gesamtsubjekt konstituieren.